Pressemitteilung

GIG – GrowInGermany
EINE ERPROBTE COACHING-KURSMETHODE FÜR ERFOLGREICHE INTEGRATION: NICHT NUR FÜR GEFLÜCHTETE MENSCHEN, SONDERN AUCH FÜR MENSCHEN MIT GERINGER BILDUNG ODER FÜR LANGZEITARBEITSLOSE. GIG BEGLEITET DEN NEUANFANG, VOR ALLEM DANN, WENN MENSCHEN ALLES VERLOREN HABEN UND GANZ VON VORNE ANFANGEN MÜSSEN.

Wenn Stephanie Tsomakaeva (gesprochen Zomaka’jewa) über die GrowInGermany-Methode, kurz GIG-Methode, spricht, wird schnell deutlich: Ohne ihre jahrzehntelange praktische Erfahrung in Russland als erfolgreiche Unternehmerin und verantwortliche Trainerin gäbe es diese innovative Methode nicht. Vor allem ihr ungewöhnlicher Lebensweg und ihre äußerst feine Beobachtungsgabe machen diese im Nordkaukasus erprobte Coachingmethode so wertvoll und so nachhaltig.

Mit anderen zusammen interaktiv lernen
Stephanie Tsomakaeva (46) will gemeinsam mit dem gleichaltrigen Diplomkaufmann Simon Roger zertifizierte berufsorientierende Kurse für Geflüchtete anbieten und hat dazu ein eigenes Arbeitsbuch entwickelt. „Das ist nicht neu in der Consultingwelt“, wie beide zugeben. Neu ist aber der etwas andere Blick der beiden GIG-Gründer auf die Integrationsarbeit. Für sie sind der Kern der GIG-Methode zwei Paradigmenwechsel. Erstens: „Weg von defizitären Vorstellungen des Menschen. Jeder Flüchtling hat alles, was er braucht, um erfolgreich zu sein.“ Zweitens: „Weg von der klassischen Vorstellung, dass man viel lernen muss, um erfolgreich zu sein.“ Im Internetzeitalter lässt sich längst alles Wesentliche im Internet lernen. GIG fördert den Gedanken, mit anderen zusammen interaktiv zu lernen, wie man das Internet nutzt, um sich zum Beispiel selbstständig zu machen. Weg von statischem Wissen. Hin zur Bewegung, zur Interaktion, wie man das Wissen anwendet – und das geht nur miteinander.

Schon als Kind liebte es Stephanie Weber, wie sie damals noch hieß, in Bewegung zu sein. Ihr Vater, Professor für Religionswissenschaften, nahm seine Familie immer mit zu Feldstudien ins Ausland. So lernte die gebürtige Frankfurterin früh, sich mit fremden Kulturen vertraut zu machen. Mit 18 Jahren umrundete sie mit ihrem Käfer die Ostsee, lernte St. Petersburg kennen und beschloss mit 21 Jahren auszuwandern. Das Gesetz zu ausländischen Investitionen half ihr, sich in St. Petersburg zu etablieren. Die Deutsche machte sich mitten im Umbruch der Perestroika und ohne langfristige Aufenthaltsgenehmigung als eine der Ersten 1992 mit einem Reisebüro selbstständig. Für sie war es ein „Experiment“, weil sie verstehen wollte, weshalb sich so wenig Menschen selbstständig machen, um ihre wirtschaftlichen Probleme zu lösen. Bis heute organisiert ihr Büro für Menschen aus aller Welt Reisen nach Russland.

Sich selbständig machen und so zum Wohlstand der Gesellschaft beitragen Stephanie Tsomakaeva lebte 22 Jahre lang als Gastarbeiterin, wie sie sich selbst nennt, in verschiedenen russischen Städten. Während des zweiten Tschetschenien-Krieges war sie „mutig genug“, in den Nordkaukasus umzuziehen. Alle Gebiete waren dort von mehr als 50 Prozent Arbeitslosigkeit betroffen und neue Heimat von Flüchtlingen und Vertriebenen. Dort lernte die Globetrotterin nicht nur ihren späteren Ehemann kennen, sondern baute ehrenamtlich zwischen 2001 und 2012 das erste der inzwischen insgesamt vier Trainingszentren für Small Business des Deutsch-Russischen Austauschs e.V. (DRA) auf. Die freiheitsliebende Unternehmerin wollte im Nordkaukasus unbedingt wissen: „Warum machen sich nicht alle Menschen mit einem kleinen Geschäft selbständig und tragen so zum Wohlstand der Gesellschaft bei?“

Ohne Finanzierungshilfen entstanden hunderte Arbeitsplätze
„Mit meiner Methode haben wir ohne Finanzierungshilfen hunderte von Arbeitsplätzen und Kleinunternehmen geschaffen“, freut sich die GIG-Co-Gründerin. Bis heute können sich Geflüchtete und Umsiedler/-innen dort in drei Monaten auf ihre Selbstständigkeit vorbereiten. Alle vier Trainingscenter werden von der EU, den Kirchen und dem Verein „muslimehelfen“ finanziert, weil sie aktiv vor Ort den Frieden fördern. 2005 musste Stephanie Tsomakaeva mit ihrem Mann nach St. Petersburg flüchten. Vier Jahre lang hatte sie mit Bewachung gelebt. Kidnapping war dort an der Tagesordnung. 2013 zog das Ehepaar nach Deutschland. „2012 wurde mein russlandweites Engagement dann endgültig ‚als Einmischung eines ausländischen Agenten in innerrussische Angelegenheiten’ umgedeutet, weshalb ich einer erneuten Flucht zuvor kam und mein Mann und ich nach Deutschland zogen.“

Gängige Ideen und Institutionen sind oft ineffektiv
„In Deutschland wurde mir klar, dass sich die Gesellschaft an der Frage spaltet, warum sich nicht alle zugewanderten Menschen integrieren“, erläutert die GIG-Co-Gründerin. „Auf Grund meiner positiven Erfahrungen in den russischen Kriegsgebieten weiß ich: Die gängigen Ideen und Institutionen in diesem Bereich treffen nicht mehr die Probleme der Gegenwart, sind deshalb ineffektiv.“ Im Hessischen arbeitete Stephanie Tsomakaeva zunächst bei der Handwerkskammer als Kurs-Dozentin für Flüchtlinge und war „schockiert, da es noch nicht einmal eine Anleitung gab.“ Die Ideengeberin – als solche sieht sie sich selbst – wandte ihre erprobte Methode aus dem Nordkaukasus an und schaffte es, zehn Kursteilnehmer/-innen
zu vermitteln.

In dieser Zeit lernte Simon Roger aus Wiesbaden Stephanie kennen und spürte ihr tiefes Bedürfnis, Menschen zu unterstützen. Ihn inspirierte und faszinierte die „Methode Kaukasus“. Beide beschlossen „angesichts der kompletten Überforderung der Strukturen bei der aktuellen Flüchtlingskrise, GIG zu gründen“. Der Finanzexperte klingt heute noch überrascht, denn „ich bin das Klischee des Diplomkaufmanns, der nie die Welt retten wollte.“

Er lebte als Kind mit seinen Eltern an der Elfenbeinküste, studierte in Spanien, arbeitete viele Jahre in einer Bank, bis ihn das „eher deprimiert hat“. 2010 machte sich der Vater einer Tochter selbständig und sucht seitdem nach einer Balance „zwischen dem, was ich kann und dem, was Spaß bringt“.
Stephanie ist die Wurzel und das Herzstück von GIG Für Stephanie Tsomakaeva ist Simon Roger bei GIG „der ordnende Finanzmann mit den betriebswirtschaftlichen Kenntnissen im Hintergrund“. Ohne seine Unterstützung hätte sie das Projekt in Frankfurt nicht gestartet. Zurzeit schreibt Stephanie Tsomakaeva ihr GIGArbeits- und Methodenbuch für den dreimonatigen Kurs auf Deutsch. Umgekehrt ist für den Manager „Stephanie ein Glücksgriff, die Wurzel und das Herzstück von GIG“.

Ihr gemeinsamer Traum: „Einen Schlüssel weiterzugeben, damit Menschen sich in einer neuen Gesellschaft zurechtfinden.“ Sie sind beide zutiefst davon überzeugt: „Diese Fähigkeitkann man lernen, wie Lesen und Schreiben“. Sie verstehen sich als Prozessbegleiter. „Die eigentliche Arbeit müssen die Teilnehmer/-innen machen, die sich verändern und transformieren müssen und wollen.“

Migrant/-innen in die Rolle der „Gestalter und Macher“ transferieren
Viele Migrant/-innen besitzen relevante Fähigkeitsressourcen. „Diese zu aktivieren ist für eine schnelle wirtschaftliche Unabhängigkeit wesentlich.“ Migrant/-innen raus aus der Empfängerrolle (Lerninhalte, Sozialhilfe), rein in die Rolle der Gestalter/-innen und Macher/- innen transferieren. Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer schreibt in den Kursen zunächst seine eigene Fallstudie. Die parallel vermittelten Wissensinhalte orientieren sich praxisnah an den daraus resultierenden konkreten Bedürfnissen und Fragen. In den GIGKursen werden zudem interkulturelle horizontale Mini-Netzwerke zwischen den Teilnehmer/- innen geschaffen. „Die implizite Integrationsleistung der unterschiedlichen Ethnien und Religionen im Kurs führt zu einer Öffnung der sich schnell bildenden Auslandsgemeinden“, weiß die GIG-Erfinderin. „Die schnelle Aktivierung der erhofften Perspektiven der Migrant/- innen hilft, das Fluchttrauma zu bewältigen, beugt Enttäuschung vor und verhindert die Spirale negativer Gedanken und Sorgen.“

GrowInGermany: Wachsen in Deutschland
„GrowInGermany“ ist zweideutig gemeint: „Wachsen in Deutschland“ und „Das wachsende Deutschland.“ „Das gehört für uns zusammen“, so Roger Simon. „Zusammen wachsen und sich gleichzeitig persönlich entwickeln.“ Bei dem GIG-Projekt treibt beide darüberhinaus an, „möglichst vielen Menschen, die in dieser Branche arbeiten, eine Methode an die Hand zu geben, damit sie den Paradigmenwechsel in ihrer täglichen Integrationsarbeit anwenden können. In Deutschland gibt es bisher noch keine spezifische Weiterbildung von Dozent/- innen, bzw. Prozessbegleiter/-innen für Geflüchtete, in denen sie Methoden und Techniken lernen, Ressourcen der Zielgruppe zu aktivieren. Auch dies will GrowInGermany ändern und einen zertifizierten Fernlehrgang für künftige Integrationsbegleiter/-innen anbieten.

Aktuell suchen die GIG-Gründer nach flexiblen Wegen für die Finanzierung und suchen Partner, die ihre GIG-Methode gut finden. Eine große Chance sehen die beiden in der Teilnahme am Stipendienprogramm „ANKOMMER. Perspektive Deutschland“ der KfW Stiftung und der Social Impact gGmbH. Die 20.000 Euro Startgeld, die mit dem neuen „Special Impact Award“ der KfW Stiftung vergeben werden, können die beiden gut gebrauchen.

Link zur PM: ANKOMMER_GrowInGermany_2017

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